Gehirnmuskelkater ist meine sehr freie
Übersetzung von "Myalgische Enzephalomyelitis" ;)
Für mich ist Gehirnmuskelkater ein stimmiges
Bild für die Überlastungsreaktion*, wenn ich mehr gemacht /mir mehr
gegönnt habe, als ich vertragen kann (garteln oder unterhalten
z.B.).
*Weil mir "Crash" zu emotional-dramatisch
klingt, "PEM"(Post-Exertionelle Malaise) zu verniedlichend
und psychologisierend und "PENE" (Post-Exertional
Neuroimmune Exhaustion) zu klinisch-abstakt, nenne ich
diesen Zustand nach dem Zuviel
"Überlastungsreaktion".
Auch passt Gehirnmuskelkater für mich besser
zu den neurokognitiven Symptomen als "Brainfog". Vielleicht,
weil ich Nebel sehr mag. Er hüllt die Welt in Watte, alles
sieht so weich aus und leise. Muskelkater hingegen fühlt sich
hart an und ist bei jeder Bewegung laut wie ein Gewitter - so
wie ME in meinem Leben.
Gehirnmuskelkater bedeutet für mich
dass ich mehr oder weniger durchgehend Kopfschmerzen habe,
nach Überlastung starke
dass vieles für mich schmerzend laut oder grell ist.
dass ich mich immer so fühle, als wäre ich viel zu früh
aufgestanden und/oder schon viel zu lange aufgeblieben. Egal
wie lange ich gelegen oder geschlafen habe.
Und manchmal ist mir zwischendurch oder den ganzen Tag so,
als wäre ich mitten aus einer Tiefschlafphase gerissen,
bräuchte Zeit zu mir zu kommen, mich zu orientieren - neben
"Schwindel-Tagen" der Grund, warum Autofahren hin und
wieder nicht möglich ist.
Es hat Momente gegeben, in denen mir ein Ort, an dem ich
Hunderte von Malen zuvor gewesen bin, plötzlich fremd und
meine Wahrnehmung so eingeschränkt war, dass ich nicht
gesehen und nicht gewusst habe, wie ich weiterfahren muss.
Gehirnmuskelkater bedeutet für mich auch
dass mein Kurzzeitgedächtnis speichert wie es lustig ist
dass "eigentlich" vorhandenes Wissen (Fakten, Erfahrungen)
verlegt scheint in meinem Hirn - ich weiß, dass es da ist, kann
aber nicht darauf zugreifen
dass Worte und Begriffe immer wieder nicht rausfinden aus
meinem Hirn - nicht nur beim Reden, auch beim Schreiben und
Denken
dass ich mich nicht selten als deutlich denk- und
versteh-langsamer empfinde, als "eigentlich" für mich üblich
(oder altersangemessen ;))
dass meine Konzentration beim Lesen/Zuhören/Zuschauen
Pausen zu machen scheint, dass ich immer wieder den Faden
verliere, manchmal auch einschlafe
Im Garten
Wenn mir die Namen von Pflanzen nicht einfallen oder ihre
Heilwirkung, kriecht manchmal die Sorge in mir hoch, dass mein
Hirn irgendwann gar nicht mehr mitspielen könnte...
Erzähle ich mir dann, dass ich mitten in der Nacht
aufgestanden bin, um in den Urlaub zu fahren ;), um "jetzt
hier" zu sein, verändert sich mein Fühlen und Bewerten, schaue
ich freudlicher und gleichmütiger auf den
Gehirnmuskelkater.
Und wenn ich mich dann ins Gras setze oder irgendwo
hinhocke, ein Insekt beobachte oder eine Schnecke und ganz
aufgesogen bin von dem Moment, wenn ich ganz drin bin im Garten
und in mir, ist nicht wirklich etwas da außer Freude, Staunen
und Dankbarkeit.