Wie viele chronische Erkrankungen, Behinderungen oder
andere schwierige Lebensumstände hat ME/CFS Einfluss auf viele
Bereiche im eigenen Leben, nimmt im Inneren Garten eine
deutlich sichtbare Position ein.
Wenn ich ME/CFS mit einer Pflanze vergleichen sollte, wäre
es wohl der Giersch. Über seine Samen und insbesondere über
seine weißen, langen und tief reichenden Wurzeln breitet er
sich im ganzen Garten aus.
So wie es DEN Giersch nicht gibt, sondern viele einzelne
Pflanzen, gibt es in meinem Inneren Garten nicht DIE an
ME/CFS-Erkrankte. Es gibt verschiedene Innere Anteile, die zur
Familie "An ME/CFS Erkrankte" gehören. Einige von ihnen - die
Schongängerin, die Gehirnmuskelverkaterte, die Schlappe Krähe
oder die Schnirkelschnecke z.B. - stelle ich dir unter
>>ME/CFS
vor.
Sie gehören zu mir und zu meinem Leben. Wie der Giersch in
meinen Garten.
Mein Verhältnis zum Giersch ist ambivalent: Er nervt, weil
es eine Dauerbeschäftigung ist, ihn im Zaum zu halten.
Gleichzeitig ist Giersch nützlich und schön anzusehen: Er
ist eine Nektar- und Raupenfutterpflanze und ein
vielseitiges Wildgemüse, er wurde in den Klostergärten als
Heilkraut geschätzt und die weißen Blütendolden sind eine
wahre Pracht. Darüber hinaus ist Giersch ein hervorragender
Bodendecker, der die Feuchtigkeit auch für die über ihn
wachsenden Sträucher und Blumen im Boden hält.
Hat ME/CFS wie Giersch auch gute Seiten? Nun ja...
ME/CFS sorgt dafür, dass ich mich aus einem neuen
Blickwinkel intensiv und sehr konkret mit den Themen
Vergänglichkeit und Loslassen beschäftige. Und das ist
definitiv etwas Gutes in meinem Leben.