gleichmütig garteln und leben

Aktuell

neu/überarbeitet:
Juni 2025

Ziemlich beschäftigt mit...

Donnerstag, 05.06.2025

Meine Stimmung war sehr kippelig und anstrengend in den vergangen drei Wochen. Vermutlich auch dank Laif 900 (standartisiertes Johanniskrautpräperat) ist es wieder "anders lebendig" in mir. Ich kann wieder mit der (noch) intensiveren Dünnhäutigkeit umgehen, kann hin- und wieder wegschauen und -hören, wenn Gefühle groß und laut werden. 

Wenn ich mich wieder im Gleichgewicht, im normalen Auf und Ab fühle, kann ich häufig nur schwer nachvollziehen, warum ich so gelitten habe zuvor. Und ich bekomme ein Ahnung, warum Menschen, die nie zuvor mit depressiven Episoden zu tun hatten, nicht selten verständnislos reagieren. 

Samstag, 24.05.2025

Die Rückkehr in die Selbständigkeit im Oktober 2024 hat auch bedeutet, mich wieder privat zu versichern. Die Frage, ob ich zusätzlich Geld für eine Krankentagegeldversicherung ausgeben möchte, habe ich schließlich so entschieden, dass ich ab dem 29. Tag geringfügig abgesichert bin. 

Warum ich über eine Arbeitsunfähigkeit so wenig nachgedacht habe? Ich nehme an, weil ich mich so auf das Zurück in die Freiberuflichkeit gefreut habe, weil ich mich "energietechnisch" so gefühlt habe wie im Herbt 2010, als ich die Möglichkeit gesehen und genutzt habe, mit ME CFS die Ausbildung zur KiJu-Psychotherapeutin zu beginnen, weil ich davon ausgegangen, mit noch mehr Erfahrung ein in jeder Hinsicht gutes Gleichgewicht zwischen Wollen und Können/Dürfen zu finden.

Ob diese Einschätzung realistisch war? Keine Ahnung, ein Covidinfekt kam dazwischen... Zu akzeptieren, dass ich auf nicht absehbare Zeit arbeitsunfähig bin, fällt mir sehr schwer. Und ich bin sehr traurig, dass die Gartensaison weitgehend ohne mich begonnen hat.

Wenn es wie gestern oder heute regnet, ist das ein Segen für den Garten UND für mich (:  Ich kann dann ohne Wehmut von meinem Sessel aus nach draußen schauen und kann üben, diesen Gleichmut in mir selbstverständlich werden zu lassen.

 

Freitag, 18.04.2025

Es arbeitet gar sehr in mir...

Im Oktober 2024 wurde mein Gründungsvorhaben als aussichtsreich eingestuft. Mir wurden 6 Monate Gründungszuschuss bewilligt und ich war guten Mutes - ME angemessen beachtend! - in eine neue Runde Freiberuflichkeit starten zu können.

Es lief sehr schnell sehr anders als geplant. Seit Mitte November bin ich - offenbar durch einen Covidinfekt - mit einer deutlichen Zustandsverschlechterung (PESE) konfrontiert, war monatelang "sessellägerig" bei einem Bell um die 20.

Im Februar schien es wieder bergauf zu gehen. Im März habe ich einen Antrag auf Gründungszuschuss Phase II geschrieben. Er wurde - zu Recht - abgelehnt. Ob es weiterhin bergauf geht oder aber nicht - wer will das beurteilen...

Aktuell bewegt sich mein Bell wieder um die 20.  Vor zwei Wochen hat mir meine Ärztin empfohlen, Anträge auf Pflegegrad /Schwerbehinderung/ Rente zu stellen und mir dabei helfen zu lassen. Mich gruselt es vor dem vielen Lesen und Schreiben und ich mag andere dafür nicht einspannen. Auch brauche ich noch etwas Zeit für diesen Schritt... Leichter fällt es mir, einen anderen Schritt vorzuziehen:

Übernächste Woche habe ich einen Termin in einem Altenheim (ich weiß, dass das heute anders heißt, aber ich mag das Wort "alt" ;-)). Ich möchte einen Plan B, falls es doch einmal nicht mehr möglich sein sollte, alleine zu leben. Das Altenheim ist verhältnismäßig klein (52 Bewohner:innen) und liegt mitten im Grünen, direkt neben der Geschäftstelle des NABU :)) .

 

Freitag, 07.03.2025

Weil meine Vermieter im Urlaub waren, bin ich bis gestern allein im Haus gewesen, fünf Wochen lang. Ich mag die beiden UND ich bin gerne einfach nur so für mich.

Einsamkeit kenne ich nur nach Trennungen. Damit geht es mir so viel besser als vielen anderen Menschen, insbesondere auch denen, die wie ich an ME erkrankt sind.

Selbstgenügsamkeit ist ein Geschenk.

 

Dienstag, 28.01.2025

Heute Morgen hat mein Sohn angerufen, dass er eine Absage für seine Bewerbung um ein Duales Studium erhalten hat. Das in meinen Augen Wichtigste konnte ich nicht geben: erst einmal einfach nur zuhören und trösten.

Warum? Weil er mir so nah ist, ich sein Leid nicht gut aushalten kann und "lieber" drüberwegrede? Ist vielleicht auch ein Aspekt. Ich bin aber etwas anderem auf der Spur: In mir lebt eine Untröstlichkeit, die darauf wartet, erlöst zu werden. Sie hat mit ME zu tun, den Einschränkungen, die sie in mein Tun bringt.

Die Untröstlichkeit kommt unerwartet. Dachte ich doch, mich ausgiebig mit Trauer beschäfitgt zu haben. Mir kommt das dunkle Netz in dem Sinn, auf dem  >>Schlappe Krähe sitzt. Vielleicht hat sie sich darin verfangen, die Untröstlichkeit. Ich werde nachschauen und mich um sie kümmern. Später und in den nächsten Tagen und  Wochen...

Jetzt rufe ich erst einmal meinen Sohn an :)

 

Sonntag, 12.01.2025

Die beiden Wochen vor Weihnachten war ich mit Energiesparen beschäftigt, weil ich den 1. Feiertag mit meiner Mutter und meiner Schwester, meinem Sohn und meinem Angetrauten verbringen wollte. Wobei Sparen nicht so ganz richtig ist, tatsächlich ging es darum, nicht noch mehr Energie-Schulden zu machen, weil ich durch die Infekte zuvor noch mit Abzahlen beschäftigt war...

Ich wollte es ja lange nicht wahr haben, aber es ist wohl tatsächlich so, dass es sich mit Energie bei ME ähnlich verhält wie mit Geld im Allgemeinen. Sparen scheint wie Schulden machen in einem individuellen Rahmen möglich. Mein Energie-Rahmen ist zwar nicht besonders groß (z.Zt. Bell 30), aber ich fühle mich nicht arm.

Gleichzeitig wüsste ich natürlich schon, was ich mit mehr Energie oder auch mehr Geld anfangen würde (ME führt ja bei sehr vielen dazu, mit dem finanziellen Existenzminimum zu leben). Schaun wir mal, wie es so weiter geht...

 

Donnerstag, 13.12.24

Die vergangenen Wochen geht so gut wie nichts - mein Blut erzählt von einer Covid-Infektion... Die Symptome habe ich gar nicht als aktuten Infekt eingeordnet, weil sie sich für mich wie eine Überlastungsreaktione/PESE angefühlt haben und ich dachte, vielleicht doch mehr Energie in die Gründung gesteckt zu haben als schlau war.

Nach wie vor finde ich es nervig, wenn ich nicht machen und umsetzen kann, was ich möchte. Unzufrieden oder gar unglücklich bin ich grad nicht, vermutlich auch, weil ich keine großen Schmerzen habe und auch, weil ich weiterhin übe, meine Ansprüche an meine Möglichkeiten anzupassen und auf das zu gucken, was ich alles kann und habe.

Wenn ich den ganzen Tag im Sessel liege und aus dem Fenster gucke oder ins Aquarium davor oder mich vom darunter stehenden Fernseher in andere Welten beamen lasse und zwischendurch über den daneben stehenden PC  oder mein Handy digital am Leben teilnehme, weiß ich und spüre ich, dass es mir auch  gut geht:
Ich darf einfach nur da sein und das in mich reinlassen, was mir gut tut! Ich darf alles tun und lassen, was meinem Körper beim Erholen hilft. Ich darf mich ausruhen!

So gut geht es vielen an ME-Erkrankten nicht, ebenso wie so vielen anderen Menschen auf der Welt - aus den unterschiedlichsten Gründen. Ja, ich könnte mir ein leichteres Leben für mich vorstellen und gleichzeitig weiß ich, wie viele gerne mit mir tauschen würden. Das Wissen berührt mich sehr, macht mich weich, anspruchsloser und dankbar.

 

Donnerstag, 24.10.24

In den vergangenen sechs Wochen habe ich mich sehr intensiv mit der Frage zusammengesetzt, wie ich mein Berufsleben neu ausrichten kann und möchte, habe Beratung in Anspruch genommen, war bei der Wirtschaftsförderung, habe einen Businessplan geschrieben, einen Antrag auf Gründungszuschuss gestellt (und bewilligt bekommen :-)).

In der Vergangenheit habe ich auch und insbesondere in beruflichen Zusammenhängen meine Freude am Tun immer wieder über einen heilvollen Umgang mit meiner Energie/ mit ME CFS gestellt. Meine Anstellung als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin habe ich vor zwei Jahren gekündigt, als deutlich wurde, dass das weitere Überschreiten von Belastungsgrenzen nicht nur für mich persönlich schwerwiegendere Konsequenzen haben würde, sondern auch für meine Patient:innen bzw. deren Eltern (Termine nicht einhalten können oder aufgrund von Symptomen nicht so einsatzfähig sein, wie es die Patient:innen brauchen und verdienen).

Abgesehen davon, dass es gesundheitlich auch gar nicht anders möglich gewesen ist, war es rückblickend wichtig und gut, zwei Jahre lang nur für mein eigenes Wohlergehen verantwortlich, mir selber Patientin und Therapeutin gewesen zu sein. Und ich bin so dankbar, stets auf Menschen gestoßen zu sein, die mir wertschätzend und hilfsbereit zur Seite standen, wenn ich Unterstützung gesucht habe. Privat und auch in Praxen und Behörden. Ich habe es wirklich gut!

 

Freitag, 13.08.24

Von April bis Juli habe ich mich mit der Frage gequält, ob ich den Strebergarten aufgeben muss, weil ich nicht so oft und wenn, nur mit wenig Energie dort sein konnte. Wochenlang war ich ratlos und traurig, blieb an Tagen Zuhause, an denen ich hätte fahren können und gedankenkreiste um die Frage, wie ich ohne den Garten zufrieden leben könnte...

Ein paar Ideen habe ich in die engere Wahl genommen (Balkon, Wald, Bach, Kanal), meiner Stimmung war das jedoch egal. Und so habe ich schließlich entschieden, den Druck rauszunehmen: Keine Entscheidung bis 2028 und bis dahin den Garten noch alten- und me-gerechter machen. Damit ging und geht es mir emotional besser.

Und so kann ich inzwischen sehen und akzeptieren, dass es neben äußeren Bedingungen natürlich auch und insbesondere um inneren Bedingungen geht. Um Themen, die alles andere als neu sind:  (1) Hilfe annehmen (die mir mein Sohn, mein Angetrauter und meine Mutter seit Jahren anbieten) und (2) gleichmütig sein, wenn ich vielleicht nur alle 7 bis 10 Tage im Garten sein und dort vielleicht "nur" gucken oder delegieren kann.  Ich übe :)