Zur Zeit des Langen Schnees wanderte ein junger Apache durch die endlose Weite seines Landes, ein Brautgeschenk zu suchen. Stunde um Stunde war er gegangen und hatte doch nichts gefunden, was ihm wert erschien, es mitzunehmen.
Er setzte sich auf einen Stein und begann zu klagen. Er jammerte und weinte über die Hartherzigkeit von Mutter Erde, die Tränen rollten über seine Wangen.
Wie aber die Tränen die Erde berührten, da verwandelten sie sich in schwarze Steinchen. Erschrocken hielt der Apache in seinem Klagen inne. Das konnte nur der Zauber eines bösen Geistes sein! So schnell ihn seine Beine trugen rannte er davon. Er lief und lief ohne sich auch nur einmal umzudrehen.
Schließlich musste er Rast machen, um Atem zu schöpfen. Vorsichtig schaute er um sich. Niemand schien ihm gefolgt. Er war in Sicherheit!
Der junge Mann setzte sich nieder, preiste Mutter Erde und dankte ihr für seine Rettung.
Als er sich wieder auf den Weg machen wollte, drückte etwas in seinem linken Schuh. Er zog den Schuh aus und fand darin einen kleinen schwarzen Stein. Entsetzt wollte ihn der junge Apache wegwerfen und davonlaufen, sah der kleine Stein doch aus wie seine verzauberten Tränen! Etwas hielt ihn zurück. Warm lag das Steinchen in seiner Hand. Er hielt es ins Licht, um es genauer zu betrachten. Und siehe da, es war gar nicht schwarz! Es war durchscheinend und schien heller zu werden, je länger er es ins Licht hielt. Da steckte der junge Apache den Stein in seine Brusttasche und machte sich auf den Heimweg.
Es heißt, dass sich die Apachenträne in einen glasklaren Kristall verwandelt, wenn sie nur lange genug ins Licht gehalten wird...
(c) Gabriele Helmert (1991)