Zu Gleichmut gehört entspannt sein. Zum Entspannen gehört
auch Nichtstun. Das fällt vielen von uns gar nicht so leicht...
Zaungespräche im Kleingarten handeln sehr häufig davon, was
geschafft wurde oder noch getan werden muss. Wenn ich keinen
guten Tag habe, nervt mich das. Warum? Weil ich selber ein
Thema damit habe...
"Nur ein fleißiger Mensch ist ein guter Mensch und fleißig
ist, wer das Letzte aus sich rausholt" beschreibt gut, was bei
mir angekommen ist, in meiner Kindheit. Einfach nur so dasitzen
schien nicht akzeptabel und führte bei meiner Oma gern zum
Urteil: "Na, guckst du wieder ins Narrenkästel". Mich hat das
beschämt. Ich habe mich irgendwie ertappt gefühlt, kam mir faul
und dumm vor.
Gern zitiert wurde bei uns auchWilhelm Buschs Bildergeschichte "Die beiden
Schwestern": Die eine namens Adelheid
War faul und voller Eitelkeit.Die andre, die hieß
Kätchen Und war ein gutes Mädchen,Sie quält sich
ab von früh bis spät, Wenn Adelheid spazieren geht...
Das fleißige Kätchen endet als Prinzessin; Adelheid
wird vom Wassernickel auf den Grund seines Weihers gezogen
und fristet fortan ein jämmerliches Dasein als seine
Gefangene. Schlechte Aussichten also für Mädchen/Frauen,
die lieber spazieren gehen als sich von früh bis spät
abzuquälen...
Ich denke, die wenigsten von uns nehmen es gleichmütig hin,
für faul gehalten zu werden. Als fleißig dazustehen, scheint
einfach besser für das Selbstwertgefühl.
In (Vor-) Gärten sind "Ordnung" und "saubere" Beete noch
immer für viele das Aushängeschild für "fleißige Hände".
Vermutlich wird mit wachsendem Bewussein für die Mitwelt, die
Verknüpfung "ordentliche Beete = fleißige Hände" schwinden. Ein
Stolperstein weniger für den Selbstwert - verschwunden
ist das innere Warnschild "Faulenzen? Schäm dich!" damit aber
noch lange nicht...
Scham ist ein mächtiges Gefühl und hat sozial betrachtet
auch eine gute Seite. Beim Nichtstun/Faulenzen möchte ich Scham
jedoch nicht als Hauptdarstellerin auf meiner inneren Bühne
haben. Wie mache ich sie zur Statistin? Ich ändere Bühnenbild
und Geschichte :-)
Meine innere Szenerie verändert haben z.B. zwei Annagramme
von "Faulenzen": Elfenzaun und Zaunelfen.
Wann immer sich beim Nichtstun meine Scham zum Auftritt
bereit macht, kann ich mich innerlich zur "Bühne Elfenzaun"
drehen: Hinter dem Elfenzaun ist eine endlos große Wiese mit
bunten Blumen und Kräutern, mit blühenden Obstbäumen und
-sträuchern und ein paar Maulwurfshügeln. Die Sonne scheint, es
ist angenehm warm und überall spielen kleine Zaunelfen Fangen.
Wenn ich mag, kann ich zum Zaun gehen und ein wenig mit ihnen
Plauschen. Oder ich gucke einfach nur ihrem lustigen Treiben
zu... Das bringt mich sofort zum Lächeln (und die Scham ist
vorbei ;)).
Gebastelt habe ich für mich noch zwei weitere hilfreiche
Verknüpfungen zu Faulenzen: "Fau" bedeutet auf Esperanto "wow".
Für "lenzen" werden auf dwds.de drei Bedeutungen
angegeben, darunter "mit dem Wind direkt im Rücken segeln"
und "Frühling werden".
Und schon gibt es neben Scham-Drama sogar drei alternative
Bühnenstücke für die ich mich beim Faulenzen entscheiden
kann:
"Wow! Es wird Frühling!",
"Wow! Vom Wind übers Wasser getragen" und
"Elfenzaun".
Was übrigens Wilhem Buschs Geschichte von den beiden
Schwester anbelangt: Ich habe sie gekürzt und umgeschrieben,
einige Bilder verändert, zwei Kommentare hinzugefügt. Der
Prozess war anstrengend und sehr heilsam: Die neue Geschichte
hat die alte ersetzt und schwierige Gefühe verwandelt. Adelheid
geht es gut :))
Wer mag, findet "Die wahre Geschichte von Adelheit und
ihrer Schwester" hier: